Der Automarkt befindet sich in einem grossen Wandel: Die Marktanteile von elektrifizierten Antrieben steigen stetig; traditionelle Benzin- oder Dieselmotoren ohne elektrische Unterstützung werden dafür immer seltener verkauft. Nicht nur deswegen ist der radikale Beschluss von Volvo durchaus nachvollziehbar. Ab 2030 will der schwedische Traditionshersteller ausschliesslich E-Autos verkaufen. «Im E-Auto-Markt können wir besser wachsen als im schrumpfenden Markt für Autos mit fossilen Treibstoffen», sagt Technik-Chef Henrik Green.
Plug-in-Hybrid als Übergangslösung
Seit 2012 haben die Schweden mit der Plug-in-Hybrid-Technologie Erfahrungen gesammelt, wenn es um elektrisches Fahren geht. Die Kombination aus E-Antrieb und Verbrennungsmotor soll ihre Rolle als Brückentechnik in den nächsten Jahren weiterhin behalten. Bis 2025 will Volvo den Verkaufsanteil von reinen E-Autos auf 50 Prozent steigern, der Rest soll auf Hybridantriebe entfallen. Ab 2030 sollen schliesslich nur noch Batterieelektrische Fahrzeuge ausgeliefert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht Volvo ein deutlich grösseres Angebot an entsprechenden Modellen − bislang hat die Marke ausschliesslich den XC40 mit E-Antrieb im Angebot. Mit dem C40 hat der kompakte Crossover nun eine Coupé-Version zur Seite gestellt bekommen. Sein Akku mit 78 kWh Kapazität soll laut WLTP-Messung bis zu 420 Kilometer Reichweite ermöglichen und an einer Schnellladestation in 40 Minuten wieder zu 80% Prozent geladen sein. Zudem startet Volvo mit dem C4, der gegen Ende Jahr auf die Strasse rollt, ein neues Verkaufsmodell: Der Autokauf soll zum Online-Shopping werden, den Gang zum Autohändler soll man sich künftig sparen können.
Bis 2025 will die Marke sieben rein elektrische Modelle lancieren, die auf einer neuen, auf E-Antriebe ausgelegten Plattform basieren. Neue Modelle mit Verbrennungsmotor wird es aber kaum mehr geben. Doch hofft Volvo, dass die bisherige Plug-in-Hybrid-Strategie auch beim Wechsel auf die E-Mobilität hilft. «Unsere Plug-in-Hybrid-Kunden werden die ersten sein, die auf ein reines E-Auto wechseln», ist Green überzeugt. Schliesslich haben die Fahrer von Plug-in-Hybrid-Autos schon Erfahrung gesammelt, wenn es um elektrisches Fahren geht.
«Nur noch E-Autos zu bauen, ist für uns das kleinere Risiko, als bei fossilen Treibstoffen zu bleiben.»
Henrik Green, Chief Technology Officer bei Volvo
Damit die Hersteller ihren Anteil an reinen E-Autos weiter steigern können, muss aber nicht nur das Angebot an Fahrzeugen wachsen: «Wir brauchen mehr Schnellladestationen, die einfacher zu benutzen sind», sagt Green. Zwar gäbe es schon zahlreiche Ladestationen − doch diese seien oftmals zu langsam. Obwohl die Ladeinfrastruktur noch wachsen muss − bei Volvo glaubt man an die Batterie als Energiespeicher. Ein Wasserstoffantrieb kam für Green nicht in Frage: «Wir sehen, dass die Produktion von Batterien immer nachhaltiger wird. Ist die Batterie erst einmal produziert, kann das Auto deutlich einfacher betrieben werden als mit Wasserstoff. Als angenehmen Nebeneffekt können wir mit einem batterieelektrischen Antrieb mehr Leistung generieren.»
Doch zielt Volvo nicht primär auf höchste Leistung. Vor allem, wenn es um die Effizienz des E-Antriebs geht, sieht Henrik Green noch viel Potenzial − bessere Effizienz bedeutet schliesslich einen tieferen Verbrauch und höhere Reichweite. Ein Argument, das auch in den nächsten Jahren für viele Kunden entscheidend sein dürfte. Philipp Aeberli