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Neues Kleid, traditionelle Technik

BMW: Erste Testfahrt im neuen M4. Das Sportcoupé sorgt mit seinem Design für Kontroversen. Bei der Technik bleiben die Bayern aber ihrer Tradition treu.

Neues Kleid, traditionelle Technik

Der neue BMW M4 sorgt mit seinem Frontdesign für Diskussionen. Die Technik bleibt konventioneller. Bild: David Künzler

«BMW steht für Bayrische Motoren Werke. Daher steht der Motor an erster Stelle, das Auto wird darum herum gebaut », sagte Ex-BMW-Designer Chris Bangle jüngst in einem Interview. Insofern sollten die Kontroversen um das Design der neuen 4er-Reihe aus München eigentlich zweitrangig sein. Erst recht, wenn es sich um den M4 handelt – das sportliche Topmodell der Baureihe, das im April offiziell auf die Strasse kommt.Das «M» steht in diesem Fall für Motorsport – und soll maximalen Fahrspass auf die Strasse bringen. Während sich BMW bei den übrigen Modellen immer mehr auf elektrische Antriebe und bestmögliche Effizienz konzentriert, scheinen die Entwickler der M-Modelle noch einen Ausnahmestatus zu haben. Denn während die Optik des M4 durchaus ein neues Kapitel in der BMW-Historie aufschlägt, bleibt das Sportcoupé technisch sehr konventionell – was puristische Autofans durchaus als Kompliment werten.

Unter der Haube kommt nach wie vor ein Reihensechszylinder-Motor mit drei Litern Hubraum zum Einsatz. Doppelt turbogeladen, aber frei von Hybridunterstützung. Allein das ist schon eine Seltenheit für ein neues Modell im Jahr 2021. Genauso selten ist die Möglichkeit, den M4 mit einer klassischen, manuellen 6-Gang-Handschaltung zu bekommen – auch das wird die Puristen freuen.

Das Erlebnis ist entscheidend

Dass die Handschaltung immer seltener wird, liegt nicht nur am deutlich höheren Komfort, den ein Automat im Alltag bringt. Eine moderne Getriebeautomatik macht das Auto deutlich effizienter als ein Schaltgetriebe. Zudem schalten moderne Doppelkupplungs- oder Wandlerautomaten erheblich schneller, als man es mit Kupplung und Schalthebel je könnte – damit wird das Auto auch schneller. Für die Handschaltung gibt es also keine objektiv relevanten Gründe mehr; einzig die tieferen Kosten machen sie im Kleinwagensegment noch zur ersten Wahl. Im BMW M4, der mindestens 115 500 Franken kostet, spielt der Preis nur eine Nebenrolle. Hier bestellt man den Handschalter, um das Fahren noch bewusster zu erleben. Denn genau darum geht es in diesem Auto.

Den M4 kauft man nicht, um möglichst effizient von A nach B zu gelangen. Man kauft ihn, um den Weg dazwischen zu geniessen. Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Motor um knapp 50PS kräftiger – trotz strengerer Abgasrichtlinien und nun obligatorischem Benzin-Partikelfilter. Besonders beachtlich ist aber nicht die blosse Leistung, die der Motor abliefert, sondern die Art und Weise, wie er dies tut. Das maximale Drehmoment von 550 Nm steht, für einen Turbomotor untypisch, erst ab 2650 Umdrehungen zur Verfügung, bleibt dann aber bis über 6000 U/min konstant. Der Motor baut also gleichmässig an Leistung auf, wie man es von einem klassischen Saugmotor erwarten würde.

Das wirkt gerade in Verbindung mit der knackigen Handschaltung sehr souverän – und erlaubt auch schaltfaules Fahren in hohen Gängen. So lässt sich der Verbrauch etappenweise auf weniger als 9 l/100 km drücken. In Zeiten von E-Antrieben und alternativen Antrieben ist das zweifellos ein hoher Verbrauch. Doch dürfte der M4 für viele Kunden ein Hobbyfahrzeug sein, das nicht täglich Hunderte Kilometer abspulen muss. Vor allem aber könnte er – gerade mit der klassischen Handschaltung – ein Klassiker und Zeitzeuge werden. Eines der letzten Sportcoupés, das noch mit reinem Verbrennungsmotor und manueller Schaltung auf den Markt kommt – und gewissermassen den Gipfel dieser technologischen Entwicklung aufzeigt.

Weit entwickelt sind die Talente des M4 auch, wenn es um die Fahreigenschaften geht; die Kraft des Motors geht ausschliesslich an die Hinterräder, Varianten mit Allradantrieb werden aber folgen. Doch zeigt der M4 mit Hinterradantrieb hervorragend auf, warum sich BMW seit Jahren als sportlich geprägte Marke positionieren kann: Die Lenkung ist wunderbar direkt und gibt dem Fahrer viel Rückmeldung, ohne dabei von Antriebseinflüssen beeinträchtigt zu werden. Das Fahrverhalten ist entsprechend logisch und beherrschbar – sofern man als Fahrer weiss, wo die Kraft hinfliesst.

Durch die modernen Regelsysteme inklusive einer in zehn Stufen verstellbaren Traktionskontrolle ist der Hecktriebler aber sowieso frei von Tücken und Überraschungen.

Überraschend ist eher der im Vergleich zum Vorgänger verbesserte Fahrkomfort. Bei tiefem Tempo wirkt die Federung nach wie vor sehr straff, doch auf der Autobahn gibt es keinen Grund zu klagen – sofern man das Auto in den umfangreichen Einstellmenüs richtig abstimmt. Auf dem Touchscreen lässt sich vom Fahrwerk über die Lenkung und das Ansprechverhalten von Motor und Bremse bis hin zum Motorklang und ESP fast alles in mehreren Stufen anpassen.

Für den normalen Autofahrer, der nur von A nach B gelangen will, definitiv zu viel Auswahl. Für denjenigen, der den neuen M4 als Hobby und vielleicht letzten Zeitzeugen einer Ära sieht, eine geniale Spielerei. Dasselbe gilt auch für die optionalen Carbon-Schalensitze mit hohen Seitenwangen. Für den Alltag sind sie nicht zu empfehlen; für eine kurvenreiche Ausfahrt oder einen Ausflug auf die Rennstrecke aber die richtige Wahl. Philipp Aeberli

BMW M4 Coupé

Motor: R6 Biturbo Benzin, 2993 cm3
Leistung: 480 PS / 550 Nm
Antrieb: RWD, 6-Gang-manuell
L×B×H: 4794×1887×1393 mm
Kofferraumvolumen: 440 l
Gewicht: 1700 kg
0–100 km/h: 4,2 Sek.
Vmax: 250 km/h
Verbrauch Werk (WLTP): 9,1 l/100 km
 
Preis: ab 115 500 Franken

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