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Drei Blöcke liefern sich ein spannendes Rennen

Die Chancen sind intakt, dass die Grünen einen Nationalratssitz erobern können.

Drei Blöcke liefern sich ein spannendes Rennen

Nationalratswahlen Kanton Tessin 2015 - Wählerstärken in Prozent Quelle: BFS; Grafik: lsi

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FDP und CVP spannen erstmals zusammen. Der Druck der beiden Pole ist hoch.

Gerhard Lob aus Bellinzona

Von Politikmüdigkeit ist im Tessin nichts zu spüren. Mit 150 Kandidierenden auf 23 Listen für den Nationalrat und 9 Kandidierenden für den Ständerat ist die Zahl der Anwärterinnen und Anwärter auf einen Sitz in Bern so gross wie nie.

Im Nationalrat verfügt das Tessin über acht Sitze. Dabei ist die bürgerliche Mitte auf Besitzstand aus. Das heisst: FDP und CVP wollen jeweils ihre beiden Nationalratssitze verteidigen sowie die beiden Ständeratsmandate. Bei der CVP treten mit Fabio Regazzi und Marco Romano zwei Bisherige für den Nationalrat an, bei der FDP hat sich Ständerat Fabio Abate für einen Abschied aus der Politik entschieden. Der bisherige FDP-Nationalrat Giovanni Merlini setzt nun alles auf eine Karte und kandidiert einzig fürs Stöckli. Nationalrat Rocco Cattaneo ist bei der FDP somit der einzige Kandidat, der für die Verteidigung seines bisherigen Postens antritt. Sollte die FDP Tessin ihren zweiten Sitz verteidigen, hat Alex Farinelli, freisinniger Fraktionschef im Grossen Rat, wohl die grössten Chancen. Bei der CVP kandidiert Filippo Lombardi für eine sechste Legislaturperiode im Ständerat.

Allerdings müssen sich die Bürgerlichen vor einem Angriff aus dem links-grünen Lager wappnen. Die Tessiner SP hat bis heute nicht verdaut, dass sie 2011 ihren zweiten Nationalratssitz verloren hat. Nach dem relativ guten Abschneiden bei den Kantonswahlen im April sieht der linke Block nun die Chance gekommen, ihre Position wieder zu stärken. Dafür gingen SP, Grüne, Alternative und Kommunisten eine historische Listenverbindung ein. Auch im Ständerat gibt man sich angriffig, die bisherige Nationalrätin Marina Carobbio tritt – neben einer erneuten Kandidatur für den Nationalrat – ebenfalls für die kleine Kammer an. Die Grünen haben Greta Gysin nominiert.

Doch auch die Tessiner Rechte hat den Ständerat im Visier. Mit dem Luganeser Anwalt Battista Ghiggia kandidiert ein politischer Quereinsteiger, der 2015 bewiesen hat, dass er viele Stimmen auf sich vereinigen kann, als er die Wahl nur knapp verpasste. Lega und SVP spannen zusammen; sie sind überzeugt, dass das Tessin einen Standesvertreter der rechts-populistischen Linien braucht, welche häufig die relative Mehrheit stellt. Für den Nationalrat kandidieren die Bisherigen Roberta Pantani, Lorenzo Quadri (beide Lega) sowie Marco Chiesa (SVP).

Angesichts des Drucks von links und rechts haben sich FDP und CVP in einem historischen Schulterschluss dafür entschieden, eine Listenverbindung einzugehen. Für die langjährigen Rivalen ist es ein Zweckbündnis, um die Sitze in Bern zu verteidigen. Dieser Schachzug könnte dazu führen, dass die Sitzverteilung im Nationalrat aus Tessiner Sicht unverändert bleibt. Im Ständerat stellt vor allem Lega-Kandidat Ghiggia eine Bedrohung für die Bürgerlichen dar.

Im Feld der Kandidierenden für den Nationalrat finden sich auch Kuriositäten. So kandidiert etwa alt Nationalrat Franco Cavalli, von 1999 bis 2002 Chef der SP-Bundeshausfraktion und mittlerweile 77 Jahre alt, für die alternative links-grüne Liste, die CVP hat eine Unterliste mit Auslandtessinern auf die Beine gestellt, in der sich Kandidierende aus Caracas, New York oder London finden.

Alle gegen die C-Parteien – Linke will die Schmach von 2015 überwinden

Die Chancen sind intakt, dass die Grünen einen Nationalratssitz erobern können.

Die C-Parteien sind im Wallis eine Macht. Doch diese erodiert. Auch in diesem Wahlkampf lautet die Losung: Alle gegen die CVP und CSP Oberwallis. Die C-Parteien stellen heute vier der acht Walliser Nationalräte. Dass sie alle Sitze verteidigen können, ist alles andere als sicher. Zwar treten drei von vier Bisherigen wieder an. Doch alle sind sie während der Legislatur nachgerückt, politisieren also noch nicht lange in Bern. Es sind dies: Thomas Egger, Benjamin Roduit und Philipp Bregy. Géraldine Marchand- Balet tritt nach nur vier Jahren nicht mehr an. Bei den letzten Wahlen 2015 hatten die C-Parteien die besseren Zugpferde auf ihren Listen: Die heutige Bundesrätin Viola Amherd etwa oder der über eine Stalking-Affäre gestolperte Yannick Buttet. Die Wahl hat auch eine regionalpolitische Komponente. Besonders gefährdet ist nämlich der Oberwalliser Egger – sein Sitz könnte ins Unterwallis gehen.

2015 hatte die SP ihren zweiten Sitz an die C-Parteien verloren. Es fehlten ihr weniger als 4000 Stimmen. Diese Schmach wollen die Linken heuer überwinden. Das linke Lager tritt geschlossen an. Mit den Grünen, die auch im Wallis Aufwind haben, könnte ihnen das Manöver gelingen. Die SVP will ihre Sitze mit den amtierenden Nationalräten Franz Ruppen und Jean-Luc Addor verteidigen, was gelingen sollte. Unbestritten ist der freisinnige Sitz von Philippe Nantermod.

Im Ständerat kommt es zu einer Rochade. CVP-Ständerat Jean-René Fournier tritt wegen einer Amtszeitbeschränkung nicht mehr an. Marianne Maret soll für die CVP den Unterwalliser Sitz sichern. Sie wird herausgefordert von Philippe Nantermod, Mathias Reynard (SP) und Cyrille Fauchère, dem Präsidenten der Unterwalliser Kantonalpartei. Diese grossen Namen werden die 127-jährige C-Dominanz im Ständerat wohl aber kaum brechen können. Grossrätin Maret, obschon wenig bekannt, dürfte das Rennen machen. Denn die Widersacher der Christdemokraten werden sich im zweiten Wahlgang kaum auf einen Namen einigen können. Der Oberwalliser CVP-Ständerat Beat Rieder tritt wieder an. Seine Wahl dürfte nicht gefährdet sein. (dk)

Die CVP muss um den Sitz von de Buman bangen

Die Linke will sich den vor vier Jahren verlorenen Sitz zurückholen.

Es war eine Schlappe für die SP: Bei den Wahlen 2015 wurde sie von der SVP als wählerstärkste Partei des Kantons Freiburg abgelöst. Und die Sozialdemokraten verloren zudem ihren dritten Sitz im Nationalrat. Diesen will sich die SP, die mit den Grünen und der CSP eine Listenverbindung bildet, zurückerobern. Holen die Linken zu den bisherigen SP-Nationalrätinnen Valérie Piller Carrard und Ursula Schneider Schüttel einen zusätzlichen Sitz, dann könnte dies auf Kosten der CVP gehen. Die Christlichdemokraten müssen Dominique de Buman ersetzen, der nach 16 Jahren in Bern keine weitere Amtszeit anhängen darf. Neu für die CVP in den Nationalrat einziehen will der ehemalige Kantonsratspräsident Bruno Boschung. Bei der SVP sitzt der Gewerbeverbandspräsident Jean-François Rime sicherer im Sattel als der vor vier Jahren gewählte Pierre-André Page. Neu nach Bern gewählt werden will unter anderem Flavio Bortoluzzi, Sohn des ehemaligen SVP-Nationalrats Toni Bortoluzzi. Der Vertreter der FDP, Jacques Bourgeois, dürfte als langjähriger Nationalrat und Direktor des Bauernverbandes kaum um seine Wiederwahl zittern müssen.

Ziemlich sicher fühlen dürfen sich auch die beiden amtierenden Ständeräte. Die sieben Gegenkandidaturen dürften den SP-Parteipräsidenten Christian Levrat und den Vertreter der CVP, Beat Vonlanthen, nicht ernsthaft in Gefahr bringen. (bär)

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