Unverwechselbar duftende Gewürze künden jedes Jahr die Advents- und Weihnachtszeit an. Das ist kein Zufall, sondern hat einen historischen Hintergrund. Zimt, Muskat, Ingwer und weitere Aromen spielten in der Geschichte der Menschheit eine wirtschaftliche, politische und religiöse Rolle. Auch heute noch werden viele Gewürze als Arzneimittel eingesetzt. Auffallend ist nämlich, dass die typisch weihnachtlichen Gewürze einen hohen Anteil an ätherischen Ölen enthalten, die etwa die Verdauung fördern, den Appetit anregen oder die Abwehrkräfte stärken. Dank Schriften aus der Antike wussten im Mittelalter vor allem die Mönche und Nonnen Bescheid: Sie pflanzten darum in ihren Klostergärten allerlei Gewürze an, von deren Heilkraft sie überzeugt waren.
Zu den Ersten, die Gewürze nach Europa brachten, gehörten die mittelalterlichen Rückkehrer aus den Kreuzzügen im Osten. Als clevere Händler bekannt, erkannten die venezianischen Kaufleute das Potenzial der schmackhaften Ware. Sie nutzten ihre ideale geografische Lage mit dem Hafen an der Adria für den Aufbau des europäischen Gewürzhandels. Im Spätmittelalter wurden sie jedoch von den grossen Kolonialmächten Portugal, Holland und England abgelöst. Gewürze waren so begehrt, dass sie oft als Zahlungsmittel verwendet wurden, nicht zuletzt auch, um Entscheidungsträger zu bestechen und Schulden zu begleichen. Erst im 19. Jahrhundert zerfielen die hohen Preise, so dass sich auch die weniger betuchte Bevölkerung Europas Gewürze leisten konnte - nicht nur für den kulinarischen Genuss, sondern auch als natürliche Medizin. Der intensive Einsatz exotischer Gewürze, vor allem im Winter und über die Festtage, ist wohl auch auf deren wohltuende Eigenschaften für die Gesundheit zurückzuführen.
Weihnachtsgewürze - gut zu wissen
Anis
Er schmeckt leicht süsslich, ähnlich wie Lakritz. Anis gehört zu den beliebten Gewürzen der Weihnachtsbäckerei und wird aus den kleinen Früchten der krautigen Anispflanze hergestellt. Er unterstützt die Verdauung und hilft beim Einschlafen.
Gewürznelken
Gewürznelken stammen von den indonesischen «Gewürzinseln». Heute findet man sie in der Weihnachtszeit in Lebkuchen, Früchtebrot und Glühwein. Ihnen werden antibakterielle und appetitanregende Eigenschaften nachgesagt.
Ingwer
Fruchtig und scharf ist er und darf weder im Lebkuchen noch im Spekulatius fehlen. Ingwer fördert die Verdauung und stärkt die Abwehrkräfte. Ein paar frische Ingwerstücke im Tee können vor Erkältung schützen.
Kardamom
Die Pflanze ist mit dem Ingwer verwandt und kommt bei Pfeffer- und Lebkuchen zum Einsatz. Aber auch im Glühwein darf sie nicht fehlen. Kardamom schmeckt zitronig-fruchtig und soll sich positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirken.
Zimt
Zimt stammt aus Sri Lanka und wird aus der getrockneten Rinde der Zimtbäume hergestellt. Er wirkt sich positiv auf den Blutzucker aus und gilt als wichtigstes Weihnachtsgewürz überhaupt. Man vermutet, dass die Chinesen schon vor 5000 Jahren Zimt als Gewürz nutzten.