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Im Kanton Glarus wird das bürgerliche Trio herausgefordert. SP und Grüne wollen je einen Sitz erobern.
Daniel Fischli
Der Kanton Glarus stimmt stockbürgerlich ab. Und trotzdem ist es nicht so, dass der einzige Glarner Nationalratssitz immer in bürgerlicher Hand wäre: Die Sozialdemokraten haben seit dem Zweiten Weltkrieg viermal den Nationalrat stellen können, zuletzt bis vor zehn Jahren in der Person von Preisüberwacher Werner Marti.
Nach dem Rücktritt von Marti hat die SP den Sitz an Martin Landolt und die BDP verloren. Vor vier Jahren ist der Versuch, ihn zurückzuerobern, gescheitert, allerdings recht knapp: Landolt machte nur gut 51 Prozent der Stimmen. Jetzt greift die SP wieder an und lanciert ausdrücklich eine «Frauenkandidatur ». Der Kanton Glarus hat überhaupt noch nie eine Frau nach Bern gewählt, weder in den Nationalrat noch in den Ständerat.
Erste Glarnerin in Bern
Die erste Glarnerin im Bundeshaus möchte die 33-jährige Lehrerin Priska Grünenfelder aus Näfels werden. Grünenfelder hat noch keine politische Erfahrung gesammelt und will mit ihrem Lebensmodell bei den modernen Glarnerinnen und Glarnern punkten. Sie hat eine 60-Prozent- Stelle und teilt sich mit ihrem Mann – ein Arzt mit ebenfalls einem 60-Prozent-Pensum – den Haushalt und die Betreuung der drei kleinen Kinder. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nennt Grünenfelder als ihr Hauptanliegen.
Grünes Schwergewicht
Im Gegensatz zum Nationalratssitz waren die beiden Glarner Sitze im Ständerat bisher immer eine Sache der bürgerlichen Parteien FDP, SVP und CVP. Nun versuchen die Grünen, einen der beiden Sitze zu erobern. Sie schicken den 35-jährigen Rechtsanwalt Mathias Zopfi aus Engi im Sernftal ins Rennen.
Zopfi ist ein Schwergewicht, trotz seines jugendlichen Alters und seiner Zugehörigkeit zu einer Partei, die in Glarus bisher noch nie in der ersten politischen Liga mitmischen konnte. Er hat als erster Grüner das Kantonsparlament präsidiert, und er ist seit vier Jahren Vizepräsident der Gemeinde Glarus Süd. Die Bekämpfung der Klimaerwärmung ist ihm ein Anliegen, in der Wirtschaftspolitik betont der Gewerblersohn aber seine liberalen Positionen.
Abwahl wäre Sensation
Trotz der beiden Herausforderer dürften die drei Bisherigen wohl ruhig schlafen. Eine Abwahl wäre im traditionsbewussten Glarnerland eine Sensation. Die beiden Ständeräte Thomas Hefti (FDP) und Werner Hösli (SVP) haben je eine starke Hausmacht. Nicht einmal der Fastzusammenbruch der Glarner Kantonalbank vor zehn Jahren hat dem Ruf von Werner Hösli schaden können. Als ehemaliges Mitglied des Aufsichtsorgans ist er Beklagter in einem laufenden Schadenersatzverfahren.
Nationalrat Martin Landolt muss sich als Präsident der BDP Schweiz wohl mehr Sorgen um seine Partei machen als um sich selber. In vier Jahren wird es aber sicher wieder spannender. Dann will Landolt nicht mehr antreten.
Die Köpfe von Glarus
Martin Landolt (51) ist seit 2009 der einzige Glarner Nationalrat. Er ist Präsident der BDP Schweiz.
Thomas Hefti (59) ist 2014 in den Ständerat gewählt worden. Er gehört der FDP an.
Werner Hösli (58) ist ebenfalls seit 2014 Ständerat. Er ist Mitglied der SVP.